Master Mind und Innovator
Don Carlos Falcó wurde 1937 in Sevilla geboren und zählt zu den Erneuerern und Visionären des spanischen Weins. Nach seiner Ausbildung zum Agraringenieur in Louvain in Belgien, hat der Marques Anfang der 60er Jahre auch an der Universität von Davis in Kalifornien studiert, von wo er wichtige Impulse in seine Heimat mitgebracht hat. Der visionäre Weinmagnat hatte 1973 rund um seine eigentliche Jagdhütte in der Nähe von Toledo begonnen, versuchsweise
Cabernet Sauvignon auszupflanzen. Er, der heute auch Weine in Rioija und
Rueda sowie Argentinien erzeugt, wollte ausprobieren, ob in diesem heißen und eigentlich zu trockenem Gebiet mit entsprechender Weinbautechnik auch etwas Vernünftigeres wachsen würde. Er installierte dort bereits 1974 eine
Tröpfchenbewässerung, wie sie in Napa Valley bereits erprobt worden war. Den Weinstöcken gefiel diese Idee außerordentlich und sie bedankten sich mit dem legendären Önologen Emile Peynaud aus Bordeaux und dem Vermarktungsstrategen Alexis Lichine zwei Top-Berater und setzte alles auf Cabernet und
Merlot. 1985 gelangten die ersten Weine der Finca Dominio de Valdepusa auf den Markt. Später übernahm das amerikanische Önologen-Enfant terrible Randall Grahm von Bonny Doon die Berater-Funktion, kein Wunder, dass heute unter anderem auch
Syrah oder
Petit Verdot reinsortig als Dominio de Valdepusa-Weine abgefüllt werden. Nachdem hier dem Gesetz nach nur Landwein (Vino de Mesa de Toledo) erzeugt wird, gilt relative Narrenfreiheit, die man hier allerdings gewiß zum Besten des Weines nutzt. Auf Begriffe wie
Crianza und
Reserva kann man verzichten, der Wein kommt dann auf den Markt, wenn er nach Ansicht der Produzenten dafür geeignet ist. Für die Weine ist mittlerweile Michel Rolland, der weltweit bekannteste Flying Winemaker, zuständig. Mit der Einführung des
Smart Dyson Laubwand-Managements (1994), der Anwendung des teilweisen Stillegens der Wurzelstäcke (PRD, partial root dying) seit 1999 und der Einführung des Dendrometers zur Messung des Wasserstresses der Rebstöcke auf Basis des Elektrowiderstandes, setzte der Marqués de Griñón wieder Maßstäbe in der Weingartenarbeit. Carlos Falcó ist auch publizistisch tätig und hat 1999 ein viel beachtetes Buch über Wein “Entender de Vino“ (“Wein verstehen“) herausgebracht, das mit zahlreichen Preisen bedacht wurde. Der umtriebige Weinmanager ist in zahlreichen Unternehmen in wichtigen Funktionen tätig. Er fungiert als Präsident von Dominio de Valdepusa und Vizepräsident von ARCO Bodegas Unidas, einem Konsortium, das Spaniens größter Erzeuger von Premiumweinen ist. Carlos Falcó ist auch für Bodegas Durius verantwortlich, einem Joint Venture zwischen Arco und der Caja Duero in Sachen Wein aus Ribera del Duero und schließlich fungiert er noch als Aufsichtsrat in dieversen Banken. Dazu kommen noch zahlreiche Funktionen in Vereinigungen wie die eines Vizepräsidenten bei der ARBOR in Rioja: eine Organisation, in der prestigereiche Weingüter aus Rioja zusammenarbeiten. Die spannendste Entwicklung ist aber jene in der Gruppe namens “Grandes Pagos de Espana“. Hier haben sich prominente Weingüter vereinigt, die ihren Sitz in keiner offiziellen DO-Zone haben, aber für ihr Weingut eine Art "Privat-DO" anstreben. Zu den Anwärtern gehören neben
Dominio de Valdepusa sehr renommierte Namen in Castilla-La Mancha wie Calzadilla und Sandoval in Cuenca, Manzaneque in Albacete, die Dehesa del Carrizal und Vallegarcía in Ciudad Real. In Castilla-León ist Mariano García, der ehemalige Kellermeister von Vega Sicilia, der Motor der Gruppe. Daher waren die drei ersten Betriebe, die sich dem Grandes Pagos-Gedanken, anschlossen, die Weingüter Mauro in Valladolid, San Román in Zamora und Aalto in Burgos.
Dominio de Valdepusa
Don Carlos Falcó y Fernández de Córdova entstammt einem uralten Adelgeschlecht, der Marqués ist persönlich ein Angehöriger der erlauchten, wenige hundert Häupter zählenden Kreises der Spanischen Granden. Seit dem 13. Jahrhundert besitzt die Familie Ländereien im Süden von Madrid. Nahe der Ortschaft Malpica de Tajo, etwa 50 Kilometer von Toledo entfernt, liegt das rund 42 Hektar große Weingut Dominio de Valdepusa. Hauptgebäude und Weinkellerei stammen aus dem 18. Jahrhundert, unter der Erde hat man sich längst ins 21. Jahrhundert vorgearbeitet. Seit der Totalrenovation 1989 verfügt der Keller über eine vollständige Klimatisation und Luftfeuchtigkeitsregulierung, hier finden die edlen Rotweine optimale Reifebedingungen vor. Der, was den Weinbau betrifft, durchaus frankophile Marques, setzt hier ganz auf französische Eiche. Etwa 1.000
Barriques aus Allier und Nevers , die zu einem Drittel jährlich erneuert werden, geben den Weinen ihren letzten Schliff. Seit 1974 wird in den Weingärten Cabernet Sauvignon gepflegt, der noch unter Granny-Smith-Edelreiser versteckt nach Spanien eingeschmuggelt werden musste und ohne Wissen der Behörden in Madrid ausgepflanzt wurde. Vor zwanzig Jahren, also 1982, wurde der erste kommerzielle Wein aus Cabernet Sauvignon vorgestellt und war schlagartig ausverkauft. In der Zwischenzeit sind auch Syrah (1991) und Petit Verdot (1992) dazugekommen und die daraus resultierenden Weine wurden von der internationalen Kritik begeistert aufgenommen. Vor allem der
›Syrah‹ von Dominio de Valdepusa erreichte Punkte, von denen die berühmtesten Australier nur träumen können. Das liegt vor allem daran, dass dieser stilistisch eigenständige Wein sicher den besten des Rhônetales näher ist, als jenden von Down Under. Die limitierte Menge dieser Weine hat sie längst zu weltweit gesuchten Sammlerstücken werden lassen. Seit dem Jahrgang 1997 ist die Palette von Dominio de Valdepusa um eine komplexe Cuvée namens
›Emeritus‹ reicher, die im Jahr 2000 Premiere hatte. Zur Hälfte aus
Cabernet Sauvignon, etwa einem Drittel
Syrah und dem Rest
Petit Verdot wurde dieser Wein 16 Monate in neuem französischen Holz ausgebaut. Als bei der letzten Vinexpo in Bordeaux die Namen der zehn weltbesten Weine verlautbart wurden, war der ›Emeritus 1998‹ bereits dabei. Seit 2000 wird in Malpica auch ein neuer Klon (117) der Sorte
Graciano angepflanzt. Man darf auf die Resultate gespannt sein.
Feines aus dem Duero-Tal
1990 entstand in Castilla-León unter dem Namen Marques de Griñón ein ehrgeiziges Projekt namens Durius, dem alten ibero-romanischen Namen für den Fluss Duero. Zwei Weißweine namens ›Durius Blanco‹ und ›Hacienda Zorita Blanco‹ werden aus
Verdejo,
Viura und
Sauvignon blanc-Trauben erzeugt, die im Duerotal wachsen. Da sie aber aus unterschiedlichen Appellationen (
Rueda und
Ribera del Duero) kommen, laufen auch sie wie die Valdepusa-Weine unter der Tafelwein-Designation. Für den ›Durius Tinto‹ und ›Hacienda Zorita Tinto‹, die aus Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Garnacha entstehen und aus
Toro und
Ribera del Duero stammen, gilt dasselbe. Mit der Ernte 2000 wurde eine neue Kellerei in Fermoselle bei Zamora in Betrieb genommen. Nahe der portugiesischen Grenze wurden hier im Tal des Duero auf 150 Hektar großzügige Rebanlagen mit zahlreichen internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah oder Malbec ausgepflanzt, zudem auch einheimische Rebsorten wie Tempranillo oder die lokale
Juan García-Traube und weiße
Malvasía.
Herausforderung Rioja und Übersee
In Partnerschaft mit Arco Bodegas Unidas hat Marqués de Griñón 1994 begonnen eine eigene Rioja-Produktion zu vermarkten. Das Konzept war und ist darauf angelegt, den Rioja-Stil etwas zu entstauben, ohne gleich seine ganze Identität über Bord zu werfen. So begann man zunächst mit einem einfachen, sauberen und zugänglichen Wein, der zu 100 Prozent aus ausgesuchten Tempranillotrauben aus der Rioja Alta vinifiziert und nur kurz, fünf bis sechs Monate im Fass ausgebaut wurde. Die Lagerung findet bei Bodegas Berberana statt, die das Herzstück von Arco bildet. Die Serie Marqués de Griñón Rioja enthält heute auch eine
Crianza namens “Alea“, die für 12 Monate in neuem amerikanischen Holz ausgebaut wird und ganz jenem typischen warme, weichen und doch gut strukturierten neuen Stil des Rioja entspricht. Achtzehn Monate im Fass hingegen verbringt die “Reserva Privada“ für die “Colección Personal“, hier sind neben den obligaten amerikanischen auch französische
Barriques stilprägend. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Carlos Falcó auch in Rioja sein
Pago-Konzept mit einem echten Gutswein umsetzt. So begann er 1999 in der Rioja Baja auf Dominio de Susar in Alfaro an einem Vino de pago zu schmieden, der sich aus Tempranillo, Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot zusammensetzt. Seit September 2002 ist die vielversprechende Erstausgabe des ›Enartis‹ auf dem Markt. 1996 hat Carlos Falcó auch in Mendoza in Argentinien den Betrieb aufgenommen. Unter den Labels Marqués de Griñón Duarte, Dominio de Agrelo und Martins werden diverse Weine aus
Chenin Blanc,
Malbec,
Tempranillo und
Merlot erzeugt.
Dominio de Valdepusa (D.O.) Spanien [af]