Weinregion:
Valencia (D.O.)

(ausgesprochen: Walenßia)

Land
Spanien
Gründung
1924
Info zur
Weinregion

Die autonome Region Valencia im Südosten der Mittelmeerküste ist eine der fruchtbarsten und abwechslungsreichsten Gebiete Spaniens. Von den Gebirgsregionen im Norden und Süden über das hügelige Hinterland der Stadt Valencia bis zur Küstenebene findet der Besucher hier eine ungeheure landschaftliche Vielfalt. Die Schwemmlandebene um die Stadt Valencia, wo Reis, Südfrüchte und exotische Gemüse gedeihen, ist eine der ertragsreichsten Agrarlandschaften ganz Europas. Der Wein gehört seit jeher zu den wichtigsten Produkten der Region. Schließlich ist diese Autonomie mit ihren drei Provinzen Castellón im Norden, Valencia im Zentrum und Alicante im Süden nach der zentralspanischen Region Castilla-La Mancha das zweitgrößte Weinbaugebiet Spaniens. In den drei Provinzen liegen heute insgesamt acht Prozent der gesamten Weinbaufläche Spaniens. Die durchschnittlich 230 bis 250 Millionen Liter Wein, die hier jährlich produziert werden, stellen ca. sieben Prozent der gesamten spanischen Weinproduktion dar. Dabei ist Valencia schon seit jeher nicht nur ein Zentrum der Weinproduktion, sondern auch einer der wichtigsten Handels- und Umschlagsplätze für spanische Weine. Aus dem Hafen von Valencia werden spanische Weine in die ganze Welt verschifft. Im Bereich der Region Valencia liegen derzeit drei D.O. Gebiete: Die D.O. Valencia, die D.O. Utiel-Requena und die D.O. Alicante. Darüber hinaus gibt es zwei weitere größere Weinbauzonen, San Mateo in der Provinz Castellón und Beniarré in Alicante, die allerdings noch keine Anerkennung als D.O.-Gebiete haben. Die „Denominación de Orígen Valencia“, mit ihren insgesamt 17.355 ha eingetragener Anbaufläche (Stand 1999), ist in drei Unterzonen aufgeteilt, in denen z. T. völlig unterschiedliche geographische und klimatische Bedingungen anzutreffen sind, entsprechend verschieden sind die Weine aus diesen Gebieten. Alle drei Gebiete liegen im Hinterland der Stadt Valencia; dort also, wo die Küstenebene langsam in ein hügeliges, teilweise sogar gebirgiges Gelände übergeht. Alto Turia, im Nordosten der Provinz Valencia, ist das höchstgelegene und bergigste der drei Teilgebiete. Die Weinberge liegen hier auf einer Durchschnittshöhe von 625 m über dem Meeresspiegel. Auf dem Gebiet der sechs verschiedenen Kommunen, die dieses Teilgebiet der Provinz Valencia umfasst, darunter die Orte Chelva, La Yesa und Tuéjar, befinden sich etwa zehn Prozent der eingetragenen Weinberge der D.O. Die einzige zugelassene Rebsorte in diesem Gebiet ist die Weißweinrebe Merseguera. Valentino: Im Hinblick auf die Fläche ist die Region Valentino das größte Teilgebiet der D.O. Valencia, mit insgesamt etwa 60 Prozent der Anbaufläche der Herkunftsbezeichnung, die sich hier auf insgesamt 29 Gemeinden verteilen. Die bekanntesten Orte darunter sind Liria, Buñol, Chiva und Cheste. Hier sind die Weißweinreben Merseguera, Planta Fina, Pedro Ximénez und Malvasía sowie die Rotweinreben Garnacha Tinta und Garnacha Tintorera zugelassen. Der Weinanbau zieht sich von etwa 150 m über dem Meeresspiegel in Küstennähe bis auf 500 m in den höher gelegenen Teilen der Region. Eingegliedert in die Subzone Valentino ist ein weiterer Anbaubereich mit der Bezeichnung „Moscatel de Valencia“. Hier verfügt man über eine spezielle Zulassung für den Anbau der Moscatel-Traube, aus der ausschließlich süße Dessertweine und Likörweine hergestellt werden. Darüber hinaus wird ein Teil der Moscatel-Trauben als Tafeltrauben vermarktet. Clariano: Das Teilgebiet Clariano liegt ganz im Süden der Provinz Valencia, an der Grenze zur Provinz Alicante und beherbergt die restlichen 30 Prozent der Anbaufläche, verteilt über insgesamt 32 Gemeinden, unter anderem Onteniente, Albaida, Rugat und Pinet. Merseguera, Tortosí und Malvasía sind hier die zugelassenen Weißweinreben. Bei den Rotweinreben sind Monastrell, Forcayat, Garnacha Tinta und Garnacha Tintorera die autorisierten Sorten.  

Seit Menschengedenken hat der Wein Landschaft und Wirtschaft Valencias geprägt. Archäologische Funde belegen, dass es bereits in prähistorischer Zeit Weinreben in der Region gegeben haben muss. Später wussten auch die alten Griechen den Valencia-Wein zu schätzen. Man hat Weinreste gefunden, die belegen, dass griechische Kaufleute bereits um das Jahr 300 vor Chr. Weine aus der Gegend von Denia, Javea und dem heutigen Alicante nach Griechenland verschifften. Zur Zeit der Römer wurde der Wein erstmalig zum wichtigen Wirtschaftsfaktor. Die Dichter und Geschichtsschreiber Plinius und Marcial berichteten im ersten Jh. nach Chr. von den hervorragenden Mourvèdre (= Monastrell) - Weinen aus Sagunt. Prägestempel und Banderolen von Weinamphoren wurden gefunden, die zeigen, dass bereits die Römer viel von Qualitätskennzeichnung hielten. Die „alten“ Römer und Spanier verstanden allerdings nicht nur etwas von Qualität und Handel, sondern auch vom Feiern und Genießen. Funde von Bacchus-Skulpturen und Weinkelchen, lassen darauf schließen, dass man wohl des öfteren in feucht-fröhlicher Runde dem Kult des Dyonisos frönte. Auch die Araber konnten sich zur Zeit der muselmanischen Besetzung Spaniens zwischen dem 8. und 13. Jh. dem Reiz des Valencia-Weines nicht verschließen. Obwohl der Koran den Alkoholgenuss verbietet, duldeten sie die Weindestillation in Valencia, deren Ergebnisse der schriftlichen Überlieferung vieler Schriftsteller und Dichter nach, die die Weinbrände von Sagunt, Denia und Valencia besangen, hervorragend gewesen sein sollen. Das mag daran liegen, dass Valencia zu jener Zeit für seine fortschrittliche Destillationstechnik bekannt war. Destillationsapparate aus Valencia waren damals überall in Europa eine seltene und gefragte Ware. Nach der „Reconquista“, der Rückeroberung Spaniens, brauchte der Weinbau in der Region Valencia im 14. und 15. Jh. einige Zeit, um wieder zur alten Blüte zu kommen. Erst Mitte des 15. Jh. konnte sich der Weinbau wieder ausdehnen, nachdem die Landwirtschaft die Phase der reinen Subsistenzwirtschaft langsam überwunden hatte. In jener Zeit des aufstrebenden Weinbaus waren die Valecianos Vorreiter bei der Schaffung vorbildlicher Weingesetze. Aus dem Jahr 1626 stammt eines der ältesten Weingesetzbücher überhaupt (abgefasst in valenzianischer Sprache), das alle damals aktuellen weinrechtlichen Fragen regelte. In dem Werk findet sich beispielsweise eine Einteilung der Weine in drei Qualitätsstufen, es werden Steuern für den Handel mit Wein festgelegt, und es wird ein Katalog von Strafen aufgeführt, mit denen man bei Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des „Weingesetzes“ zu rechnen hatte. Schließlich lagen der größte Aufstieg der valenzianischen Weinwirtschaft und ihr tiefster Fall ganz nahe beieinander. Als die Pilzkrankheit Oidium im 19. Jh. Großteile Europas heimsuchte und noch keine wirksamen Gegenmaßnahmen bekannt waren, blieb die Region Valencia aufgrund ihrer besonderen geographischen und klimatischen Bedingungen weitgehend von der Plage verschont. Die Anbaufläche dehnte sich innerhalb weniger Jahre auf über 150.000 ha aus und die Exporte stiegen in schwindelerregende Höhen. Vor allem die schwer oidiumgeschädigten französischen Anbaugebiete kauften damals unglaubliche Mengen Wein in Valencia. In jene Zeit fällt auch die Gründungsphase international geführter Großbetriebe wie Egli, Schenk und Teschendorf (heute Bodegas y Bebidas), die heute noch als große internationale Exporteure zu den Branchenführern in Valencia gehören. Die Phase dieses wirtschaftlichen Aufschwungs dauerte fast fünfzig Jahre, bis im Jahr 1900 die Reblaus über Alicante auch in das Gebiet von Valencia vordrang und dort, wie in allen anderen europäischen Weinbaugebieten, den gesamten Rebenbestand vernichtete. Vor der Reblaus war die Küstenregion der „Huerta“ das Hauptanbaugebiet für Wein. „Huerta“ bedeutet soviel wie „Garten“ - so nennen die Einheimischen den Küstenstreifen um Valencia wegen seiner großen Fruchtbarkeit. Als Konsequenz aus der Katastrophe wurden dort Apfelsinen, Oliven und Mandeln angepflanzt. Der Weinbau zog sich ein Stück ins höher gelegene, weniger fruchtbare Inland zurück. Nur im Gebiet der heutigen D.O. Utiel-Requena erreichte die Rebfläche schließlich ihre ursprüngliche Ausdehnung. Heute befinden sich die D.O.'s des Valencia-Gebietes in einer Phase der Modernisierung und Umstelllung auf die Anforderungen des europäischen Binnenmarktes. War die Region noch bis vor wenigen Jahren einer der spanischen Hauptlieferanten für Fassweine, stellen die Betriebe heute mehr und mehr auf die Flaschenweinvermarktung um. Die gewachsene Tradition des Hafens von Valencia als Tor zur Welt für Spaniens Weine ist geblieben.

Boden
Trotz der sehr unterschiedlichen regionalen Strukturen sind die Böden in den drei Teilgebieten der D.O. Valencia recht ähnlich: Es handelt sich um braune, kalkhaltige Böden, die arm an organischer Materie sind und eine dünne Auflage auf dem felsigen Untergrund bilden. Eine Ausnahme stellt allenfalls die Region Valentino dar, in der man lockere, tiefere Böden findet. Auch in der D.O. Utiel-Requena überwiegen die braunen Böden mit hohem Kalkgehalt, die eine gute Durchlässigkeit besitzen und arm an organischer Masse sind.
Klima
So unterschiedlich die landschaftlichen Strukturen des Valencia-Gebietes sind, so verschieden sind auch die klimatischen Bedingungen. Während in der Küstenregion feucht-heißes Mittelmeerklima vorherrscht, ist es in den Bergregionen trockener und weniger heiß. In Alto Turia, dem höchstgelegenen Teilgebiet der D.O. Valencia, beträgt die Durchschnittstemperatur 12,5° C, die jährlichen Niederschläge liegen bei etwa 450 mm. In Valentino und Clariano, also zur Küstenebene hin, liegt die mittlere Temperatur zwischen 14° C und 15° C, hier fallen dagegen 500 bis 550 mm Regen pro Jahr.

Druckversion