Weinregion:
Rioja (D.O.C.)

(ausgesprochen: Riocha)

Land
Spanien
Gründung
1926
Info zur
Weinregion

Durchquert man die Pyrenäen von Frankreich kommend in Richtung Süden, erreicht man bald das Tal des Ebro, der Nordspanien in südöstlicher Richtung bis hin zum Mittelmeer durchfließt. Am Mittellauf des Ebro, ca. 50 km südlich von Pamplona, erstreckt sich auf 120 km Länge und 40 km Breite eine Region, die zu den bekanntesten Weinanbaugebieten Spaniens gehört: die Rioja. Dort wird auf einer Gesamtfläche von 47.300 ha Wein angebaut (Stand 1997. Quelle: Consejo Regulador der D.O.C. Rioja). Die Region verdankt ihren Namen dem „Río Oja”, einem der sieben Nebenflüsse des Ebro in diesem Gebiet, der von Süden kommend nahe der Stadt Haro in den Ebro mündet. Hier liegt auch der Mittelpunkt des Weinbaus in der Rioja. Die Rioja wird im Norden durch das kantabrische Gebirge und im Süden durch die Sierra de la Demanda begrenzt. Das Hauptwirtschaftszentrum der Region ist Logroño. Die Region gliedert sich in drei Teilgebiete: Rioja Alavesa, Rioja Alta und Rioja Baja: 1. Die Rioja Alavesa ist nördlich des Ebro zwischen Haro und Logroño gelegen; sie ist das kleinste der drei Teilgebiete. Die Weinberge befinden sich hier vorwiegend an Südhängen. Die Weine haben einen niedrigen Säuregehalt und eine ausgeprägte Blume. Die Niederschlagsmengen liegen bei fast 500 mm/Jahr. Die Böden sind leicht und kalkreich, locker und porös. Zu den wichtigsten der insgesamt 18 Weinbaugemeinden der Alavesa, die ca. 22 Porzent der Gesamtrebfläche der Ursprungsbezeichnung „Rioja” bewirtschaften, gehören Laguardia, Elciego und Oyón. 2. Die Rioja Alta ist das eigentliche Zentrum des Weinbaus, das sich südlich des Ebros zu den Bergen der Sierra de la Demanda hin erstreckt. Hier liegen nicht nur 42 Prozent der Anbaufläche der gesamten Rioja, hier findet man auch die meisten und größten Bodegas der Region. Das Gebiet umfasst 75 Gemeinden sowie einen kleineren Bezirk, El Ternero, der über den Ebro nach Norden in das Gebiet der Alavesa hineinreicht. Auffallend sind die hellbraunen, kalkhaltigen Lehmböden. Angebaut wird hier vorwiegend die Tempranillo-Traube, die den Rioja-Weinen Charakter und Eleganz verleiht. Auch hier herrscht, wie in der Rioja Alavesa, auf Grund der höheren Lage ein kühleres Klima, das noch vom Einfluss des Atlantik bestimmt wird. Hier wachsen leichte, frische Weine von hervorragender Qualität. 3. Die Rioja Baja schließt sich in südöstlicher Richtung an die Rioja Alta an und folgt dem Flusslauf des Ebro in Richtung Mittelmeer. Auf die 37 Gemeinden der Rioja Baja entfallen ca. 36 Prozent der Anbaufläche. Das Klima ist hier bereits merklich wärmer und trockener. 3.000 Sonnenstunden werden jährlich gezählt, es fällt nur noch ca. 370 mm Niederschlag pro Jahr. Die Erträge in diesem Gebiet sind höher als in den anderen Gebieten der Rioja. Die Weine weisen einen höheren Alkoholgrad und einen niedrigeren Säuregehalt auf.  

Glaubt man der Legende, so wurde im Gebiet der heutigen Rioja bereits zur Zeit der Römer Weinbau betrieben. Ausgrabungen in der Rioja Alavesa zumindest deuten darauf hin, dass es dort bereits damals Weinbau gab. Nachweislich lassen sich die Anfänge des Weinbaus in der Rioja bis ins 11. Jh. datieren. Nach der Befreiung Spaniens von der Herrschaft der Mauren ließen sich in der Rioja Zisterzienser-Mönche nieder, die die ersten Rebstöcke pflanzten. Dabei profitierte der junge Weinbau vom steten Erfahrungsaustausch der Mönche mit dem französischen Burgund, wo der Weinbau schon zu jener Zeit eine lange Tradition hatte. Nachdem die Klöster den Weinbau zu einer ersten Blüte gebracht hatten, stieg Anfang des 16. Jh. die Zahl der Bauern, die ihre Betriebe vom Ackerbau auf Weinbau umstellten. Offensichtlich wandelte sich damals auch der Weingeschmack. Das blieb nicht ohne Folgen für die Qualität des Weines. Die Zeit der großen Klosterweine war vorbei. Der gesteigerten Nachfrage wurde in erster Linie mit Weinen der Rebsorte Mazuelo entsprochen, die hohe Erträge bei geringem Alkoholgehalt brachte. Im 17. und 18. Jh. entwickelte sich eine Vorliebe für den Clarete, eine damals beliebte und spezifische Mischung zwischen Rot- und Weißwein. Die Spezialität des Clarete wird auch heute noch in der Region produziert. Eine entscheidende Wende für die Bedeutung des Rioja-Weins im internationalen Handel brachte schließlich das Jahr 1780, als Manuel Quintano eine in Bordeaux entwickelte Ausbautechnik einführte und als erster benutzte. Damit wurden „mittelalterliche“ Behandlungsmittel wie Harz, Fisch oder Branntwein überflüssig. Die Extraktionszeit, während der die Farbe aus den Schalen in den Most wandert, wurde verkürzt und die Klärung des Weines wurde erstmalig mit dem Eiweiß von Hühnereiern durchgeführt. Jahre später war es der Marqués Luciano de Murrieta, der mit Unterstützung des Duque de la Victoria die von Quintano eingeführte Technik weiterentwickelte. Der Duque de la Victoria stellte ihm seine Kellerei und seine Weinberge zum Experimentieren zur Verfügung. Schließlich kauften sie eine neue Finca, auf der sie eine Kellerei errichteten. Dort begannen sie auch, die Cabernet-Traube einzuführen und wurden damit zum historischen Vorläufer einer aktuellen Entwicklung: Auch heute experimentiert man in der Rioja wieder verstärkt mit der Cabernet-Traube. Gegen Ende des 19. Jh. brach ein goldenes Zeitalter für den spanischen Weinbau an, von dem auch die Rioja profitierte. In Frankreich vernichtete die Reblaus den Weinbau, was zu einem drastischen Anstieg der Nachfrage an spanischen Weinen führte. Weinhändler aus allen Ländern interessierten sich für die Weine aus der Rioja. Weinbauern und Kellermeister aus Bordeaux ließen sich in der Rioja nieder und brachten ihre Erfahrungen und Kenntnisse mit. Die Rioja wurde an das Eisenbahnnetz angeschlossen, und es entstanden Weinkellereien im Bordeaux-Stil. In der Rioja bildeten sich in jener Zeit viele große Weingüter, die heute noch als Markenzeichen für den Weinbau der Region stehen. Zur Jahrhundertwende suchte die Reblaus auch Spanien und Rioja heim. Das Interesse an einem gesicherten Minimalertrag stand in jener Zeit im Vordergrund. Nachdem die Plage überwunden war, passten die Weingüter ihre Weinberge und die Weinproduktion während der letzten Jahrzehnte, den neuesten Erkenntnissen an. Gleichzeitig gehörte die Rioja in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den Vorreitern in der Entwicklung einer modernen Weingesetzgebung, Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung. Im Jahre 1926 wurde der erste „Consejo Regulador“ (Kontrollausschuss) gegründet, und 1926 erhielt die Rioja als eines der ersten Anbaugebiete Spaniens die offizielle Anerkennung als „Denominación de Origen“ (geschütztes Anbaugebiet). Die letzten Jahrzehnte waren geprägt von einem steilen wirtschaftlichen und technischen Aufschwung der Weinbranche. Neben der Pflege traditioneller Methoden der Weinbereitung hielt in den Betrieben modernste Kellertechnik Einzug. Viele neue, modern arbeitende Bodegas wurden gegründet, viele bestehende Betriebe wurden rigoros modernisiert. Das Resultat lässt sich sehen. Heute gehört Rioja zu den fortschrittlichsten Weinbaugebieten der Welt. Die große Bedeutung der Rioja als Weinanbaugebiet zeigt sich auch daran, dass die geschützte Herkunftsbezeichnung (Denominación de Origen) der Region im Jahr 1991 mit der Auszeichnung ‹calificada› aufgewertet wurde. Seither ist die Rioja Denominación de origen calificada (D.O.C.). Um diese Auszeichnung zu erhalten, muss ein Gebiet einer Reihe besonderer Qualitätsanforderungen gerecht werden, die die Rioja zur Zeit zusammen mit Priorato als einzige spanische Region erfüllt.

Boden
In der Rioja kommen drei verschiedene Bodentypen vor: 1. Ein Gemisch aus Kalkton, Tonerde, Kreide und Sandstein. 2. Stark eisenhaltige Tonerde. 3. Magerton- und Lehmböden mit Anschwemmungen des Ebro und seiner Nebenflüsse (= sog. alluviale Ablagerung) Diese Bodentypen verteilen sich folgendermaßen auf die Weinbaugebiete: Rioja Alavesa: Kalktonböden Rioja Alta: Ablagerungen, durchmischt mit kalk- und eisenhaltiger Tonerde und Anschwemmungen Rioja Baja: Eisenhaltige Tonerde und alluviale Ablagerungen
Klima
Die unterschiedlichen Klimazonen werden vor allem durch die verschiedenen Höhenlagen und, damit verbunden, durch die Gebirgszüge bestimmt, von denen die Rioja umgeben ist. 1. Rioja Alta und Rioja Alavesa: Hier macht sich der Einfluss des Atlantik im Norden bemerkbar. Zu Beginn des Frühjahrs, wenn die Weinstöcke in der Blüte stehen, wird das Klima durch warme Ostwinde und hohe Temperaturen bestimmt. Heiße und sonnenreiche Sommer mit kühlen Brisen in den Nächten folgen. Den Herbst kennzeichnen milde Temperaturen. Im Winter kommt es zu gelegentlichen Schneefällen und häufiger Reifbildung. 2. Rioja Baja: Hier macht sich der Einfluss des mediterranen Klimas bereits stark bemerkbar. Im Jahresmittel gesehen ist es hier heißer und trockener als in den anderen Regionen. Hier gibt es gelegentliche Schäden durch Hagelschlag und durch den trocken-heißen „Solano“-Wind. Die winterlichen Temperaturen fallen nur selten unter den Nullpunkt. Von Westen nach Osten nehmen die Niederschläge ab und die Temperaturen steigen an. Die mittlere Temperatur liegt in Alfaro (Rioja Baja) um knapp 2° C über der von Haro im Zentrum der Rioja Alta.

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