01.01.2004
Quelle: Rheinischer Merkur (DE) - 5/2004

Fünf Prozenthürde

Beim ›Monte Ducay‹ ist es die Papierverpackung, die ins Auge fällt. So etwas kennt man bei uns nur von der Portionsflasche eines bekannten Kräuterlikörs. Fast erinnert es an amerikanische Praktiken, alkoholhaltige Getränke versteckt in Packpapiertüten über den Verkaufstresen zu reichen.
Auf Spanisch heißt diese Art der Umhüllung „pergamino”, hat eine sehr lange Tradition und ist sozusagen ein Erkennungszeichen des ›Monte Ducay Tinto‹. Das „pergamino” wird von Hand umwickelt. Dabei sitzen sich zwei Frauen gegenüber; eine streicht den Leim auf das Papier, die andere wickelt die Flasche darin ein.
Der Wein ist zu Recht immer beliebter geworden, denn auch der Inhalt stimmt. Das Städtchen Cariñena, vor dessen Toren die Bodegas San Valero liegen, hat dem ganzen Gebiet seinen Namen gegeben. Cariñena - der Name bezeichnet auch eine der dort heimischen Traubensorten - ist als Weinbaugebiet außerhalb Spaniens noch nicht so bekannt, obwohl es zu den ältesten gehört. Vielleicht liegt es an der Gegend, die wenig attraktiv ist, daher kaum Touristen anzieht und auch etwas verschlafen wirkt. Die Landschaft ist karg, das macht der Einfluss des Kontinentalklimas mit seinen trockenen, heißen Sommern und frostigen Wintern. Die Kellerei Bodegas San Valero wurde 1945 gegründet und gehört einer Kooperative von etwa 700 Weinbauern. Die meisten Rebstöcke des Monte Ducay sind gut 18 Jahre alt und stehen in einer Flachlage am Rande des Ebrotals auf 600 Meter Höhe. Die Erde ist rot, der Boden lehmig mit einer Geröllauflage. Diese Steinschicht funktioniert als Feuchtigkeitsspeicher. Von Mitte September bis in den frühen Oktober hinein erfolgt die Handlese der Trauben. Zehn Prozent Cariñena, 70 Prozent Tempranillo und 20 Prozent Garnacha machen den Monte Ducay aus. Nach der Gärung im Stahltank liegt der ›Tinto‹ 14 Monate in amerikanischer Eiche.
Im Moment zeigt sich der Wein von seiner schönsten Seite. Eine würzige Nase von Zimt und Nelken, rote Waldfrüchte, Heidelbeere und auch Zwetschge sind zu riechen. Die Würze setzt sich angenehm im Mund fort und passt gut zu einem Rehpfeffer.

von Elisabeth Füngers, Restaurant Nil, Hamburg.

[af]

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