Weinregion:Bierzo (D.O.)
Weinregion
El Bierzo gehört zu den spanischen Anbaugebieten, die in jüngster Zeit eine erhebliche Verwandlung und Modernisierung durchmachen bzw. gemacht haben. Junge Bodegas mit höchsten Ansprüchen und verändertem Weinstil wurden auch hier zum Ausgangspunkt für eine Wandlung des Gebietes, die in den kommenden Jahren noch für erhebliche Aufmerksamkeit sorgen könnte. Die Denominación de Origen Bierzo liegt eingebettet in einer Bergregion im Nordwesten der Provinz León, die sich „El Bierzo“ nennt und eine Ausdehnung von 3.000 km² umfasst. Eine römische Siedlung, Bergidum Flavium, gab ihr den Namen. El Bierzo teilt sich in zwei Unterzonen ein: El Bierzo Alto mit der Stadt Ponferrada ist das Bergbauzentrum der Provinz León. El Bierzo Bajo, mit Villafranca del Bierzo als administrativem Mittelpunkt, lebt von seiner Landwirtschaft. Ponferrada, die zweitgrößte Stadt der Provinz León, ist Bezirkshauptstadt des Bierzo. Ein dort angesiedeltes Kohlekraftwerk versorgt das ganze Gebiet mit Energie. El Bierzo erlebte in den vierziger und fünfziger Jahren durch die reichen Kohlevorkommen einen wirtschaftlichen Aufschwung, der bis in die Endsiebziger andauerte. Im Westen, im Norden und im Süden von Ponferrada wird immer noch Kohle abgebaut. Zudem gibt es Eisenerzvorkommen. El Bierzo ist geographisch gesehen ein klar abgetrenntes Gebiet, ein tektonischer Einbruch, der von verschiedenen Bergketten umgeben ist, deren Gipfel teilweise über 2.000 m hoch sind. In dem hügeligen, weit auseinandergezogenen Tal herrscht ein Mikroklima, welches ideale Bedingungen für den Wein- und Obstanbau bietet. Äpfel, Kirschen, aber auch Birnen und Melonen werden in El Bierzo angebaut. Zudem wächst Tabak und Gemüse. Die scharfen Paprika, die gebraten als „pimientos del patrón“ verkauft werden, sind eine Spezialität des Gebietes. In den Bergtälern gibt es reichlich Esskastanien. Das auch sprachlich zwischen Galizien und Kastilien angesiedelte El Bierzo ist ein landschaftlich zauberhaftes Stück Erde. In allen Jahreszeiten, besonders aber im äußerst bunten und abwechslungsreichen Herbst, hat die bergig-hügelige Landschaft mit abwechslungsreichem Bewuchs ihren besonderen Reiz. El Bierzo ist durch die starken Humusablagerungen in den Tälern sehr fruchtbar. Von Norden nach Osten durchfließt der Sil die Region. El Bierzo Bajo wird außerdem von zwei Zuflüssen des Sil, dem Rio Cúa und dem Rio Burbia durchzogen, an deren Ufer sich die beiden Weinbauzentren Cacabelos und Villafranca del Bierzo befinden. Wenn man von der D.O. spricht, wird nur der Name „Bierzo“ ohne den zugehörigen Artikel benutzt. Die D.O. Bierzo nimmt nicht die ganze Region ein, obwohl es in beiden Unterzonen Weinberge gibt. Das Zentrum stellt jedoch der Bierzo Bajo dar. Als Hauptrebsorten gelten die weißen Sorten Doña Blanca und Godello sowie die rote Mencía.
Die Bergregionen des Bierzo mit fruchtbaren Tälern sind schon seit Urzeiten bewohnt gewesen. Die Kelten besiedelten die gesamte Gegend, und bis heute sind Reste ihrer „Castros“, wie man die aus Stein gebauten Siedlungen dieser Stämme nennt, in der Gegend zu finden. Ponferrada mit seiner Templerburg ist auf den Grundmauern einer keltischen Siedlung gegründet worden. Später eroberten die Römer den gesamten Nordwesten Spaniens, angelockt durch die reichen Bodenschätze, die in den Bergen verborgen lagen. Sie gründeten in der Nähe von Cacabelos die Stadt Bergidum Falvium. Stumme Zeugen der römischen Präsenz sind die römischen Goldminen in „Las Médulas“ bei Astorga, die heute eine Touristenattraktion sind. Die Provinzhauptstadt León wurde als befestigter Standort einer römischen Legion gegründet, daher auch ihr Name. Die arabischen Truppen stießen zwar bis in das Gebiet vor, hielten sich aber nicht lange. Mehrere Faktoren zwangen die Krieger des Halbmondes, sich bald wieder weiter nach Südosten zurückzuziehen: das Klima, der ständige Widerstand der christlichen Verbände, die in den Bergen schwer zu stellen waren, sowie das Fehlen ausreichender Soldaten und Zivilbevölkerung, um das Gebiet auf Dauer zu sichern und zu besiedeln. Seit wann genau Reben im Bierzo gepflanzt werden, ist unbekannt, doch liegt es nahe, dass die Römer die ersten Versuche unternommen haben könnten. Erst mit dem Jakobsweg entstanden auf größeren Flächen Weinberge, die auf Initiative der Mönche angelegt wurden. Das Städtchen Villafranca erhielt seinen Namen durch eine Gemeinschaft französischer Wallfahrer, Vicus Francorum. 1070 gründeten hier Mönche aus Cluny ein Kloster. Nachdem das Gebiet über lange Zeit Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen zwischen Adel und Krone war, erlebte es im 17. und 18. Jh. schließlich eine kulturelle Blüte. 1822 wurde el Bierzo sogar für ein Jahr eigenständige Provinz.
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