FAST ALLES ÜBER WEIN - Wissenswertes über Weine aus Spanien und Portugal und dem Rest der Welt - 16.04.2024, 12:27
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Notiz zum Weinerzeuger: Tandem

Quelle: PlanetaVino (ES) - 8/2005
PlanetaVino: La Voz de la Experiencia - Die Stimme der Erfahrung 01.08.2005

Zwei junge Weinmacher, die sich auf zahlreichen önologischen und wirtschaftlichen Schlachten abgehärtet haben. Für eines der neuesten Projekte, die in der D.O. Navarra das meiste Aufsehen erregt haben, zeichnen sie seit 2003 verantwortlich. Ende 2004 vermarktete das Tandem-Team seinen ersten Wein und bald wird der zweite folgen. Zeitgleich mit der Fertigstellung von Fundament, Haus und Dach der Kellerei wird auch das Projekt auf drei soliden Grundlagen stehen: zeitgenössische Önologie, kontrollierter Weinbau und eine gut durchdachte Vermarktung.

Alicia Eyaralar ist einer der bekanntesten Namen in der heutigen Winzer-Szene von Navarra. Auf einer Tour zu den Weingütern der am Fuße der Pyrenäen gelegenen Region statteten wir auch ihrem Anwesen Palacio de la Vega einen Besuch ab. Alicia zeichnet auch für den ›Rioja Valenciso‹ verantwortlich, was als Deklaration ihrer Prinzipien als Weinmacherin verstanden werden kann: moderne Weine in einem gefälligen Stil zu machen, die überdies lange halten. Darüber hinaus bietet sie eine große Bandbreite an Weinen, ohne dabei kommerziellen Klichées zu verfallen.

Die Vermarktung fällt in das Ressort des zweiten Tandemfahrers, José Maria Fraile, der die Tücken des Marktes kennt und vor allem die Schwierigkeiten bei der Vermarktung der Weine aus der D.O. Navarra auf dem spanischen Markt gut einschätzen kann. Er arbeitete gemeinsam mit Alicia Eyraralar in Palacio de la Vega; bis 1997, als er bei der aufstrebenden Bodegas Príncipe de Viana als Exportmanager anfing. 2001 war es dann für Alicia und José Maria soweit, ihr gemeinsames Projekt zu starten. Sie entschieden sich für das in der nordwestlichen Ecke Navarras gelegene Valle de Yerri, in der so genannten Tierra Estella. Dort, im Dörfchen Lacar, zwischen Estella und Puente la Reina am Rande des nach Santiago de Compostela führenden Pilgerweges, liegt ihr noch nicht ganz fertig gestelltes Weingut.

Der Weinberg spielt in dem jungen Unternehmen eine fundamentale Rolle. Er liegt im Herzen des Tales, sechs Kilometer von dem Wein verarbeitenden Betrieb der Bodega entfernt. Die sehr gepflegte und auf moderne Art angelegte Anbaufläche umfasst 22 Hektar und ist mit Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Merlot bestockt. Die Reben wurden vor 15 Jahren von Pedro Lizarraga, der von Anfang an dabei ist, gepflanzt. Bei seiner Arbeit wird er von seinem Sohn Angel unterstützt, der Agraringenieur ist. Für den Weinbau nutzt das Tandem-Team innovative Praktiken, indem es sich auf einen Hektarertrag von 6.000 kg beschränkt und eine so genannte „Grüne Ernte“ im Weinberg durchführt.

Drei Beine bilden das beste Gerüst für einen Schemel, und wenn alles richtig austariert ist, kann alles stehen. Hier, in Lacar, entsteht der Eindruck eines guten Gleichgewichts: Dafür sorgen ausbalancierte Weine, sehr sorgfältiges Arbeiten im Weinberg und im Keller nach modernen Kriterien, ein rigoroses Qualitätsmanagement und profunde Erfahrungen im Bereich der Vermarktung. Auf dieser Basis wurde 2003 mit dem Bau der Kellerei begonnen, auf einem kleinen Hügel, der sich über einer wunderschönen Tallandschaft erhebt.

Das moderne und attraktive Gebäude ist dem Licht des Tales zugewandt, und wirkt wie eine graphische Widerspiegelung der Philosophie des Hauses. Aufgrund seiner Lage wird es mit Sicherheit ein Highlight am Jakobsweg darstellen, ohne die betriebliche Funktion des Hauses in Vergessenheit geraten zu lassen. So kann man mit einem Blick erkennen, dass dieses Gebäude für die Weinbereitung bestimmt ist: große Räume, Trauben, Most, Wein und Hefen sowie hervorragende Bedingungen für die Weinbereitung und die Reifung.

Ihre Besonnenheit und die Stimme der Erfahrung scheint der Leistung der beiden jungen Weinmacher entscheidende Impulse zu geben. Ganz im Gegensatz zu der üblichen Vorgehensweise bei solchen Projekten wurde erst das Fundament für das zu bauende Haus errichtet. Bei ihrer ersten Ernte, 2003, fuhren sie 134.000 kg. Trauben ein. Ihr Ziel ist es, ein „Dach” von 400.000 kg. Trauben zu erreichen; womit das maximale Limit des eigenen Weinbergs ausgeschöpft wäre.

In diese Philosophie bringen sie die Weitsicht ein, das Gros ihrer Weine besser zu exportieren als auf dem nationalen Markt zu verkaufen. Der Grund dafür wird wahrscheinlich in der Schwierigkeit liegen, Weine aus Navarra in Spanien zu vermarkten. Vor allem, wenn es sich um Weine in einer Qualitätsklasse handelt, die schon auf den ersten Blick einen hervorragenden Tropfen versprechen. Ein neuer Name, den näher zu betrachten, sehr lohnenswert sein kann.

Serios y amables – El Viño – Der Wein
Im Herbst 2004 wurde der Einführungswein der Bodega auf den Markt gebracht: der ›Ars Nova 2003‹, von dem 80.000 Flaschen produziert wurden. ›Ars Nova‹ ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Tempranillo und Merlot, die in Edelstahltanks vergoren wird und vier Monate in 300 Liter fassenden französischen Eichenholzfässern reift. Im Stil ist er sehr modern: vordergründig reife Beerenfrüchte, weist er eine große aromatische Bandbreite auf, ist gefällig und rund, weder ölig noch rauh. Für Oktober ist die Markteinführung eines etwas schwergewichtigeren Roten vorgesehen: dem ›Ars Mácula‹.

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