22.03.2004
Notiz zum Wein: Batuta / 2001
Quelle: FAZ Sonntagszeitung (DE) - 3/2004

Meine Schillerkragenweite - von Erwin Seitz

Seine Exzellenz, der Botschafter von Portugal, João de Vallera, wurde begrüßt, ebenso der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Minister Stefan Grüttner. Rund hundertzwanzig Gäste versammelten sich im „Kronenschlösschen“ in Hattenheim, um am Gala-Dinner teilzunehmen, das vom „Rheingau Gourmet & Wein Festival“ veranstaltet wurde. Die Damen trugen bunte Kleider und Kostüme, die Herren dunkle Anzüge, Krawatten oder Schleifen. Nur ein Gast fiel etwas aus dem Rahmen: Dirk van der Niepoort. Als er seine Weine aus dem Douro-Tal kurz vorstellte, trat er ohne Jakett auf, zeigte sich in weißem Hemd mit offenem Kragen, um wie weiland Schiller die eigene Gedankenfreiheit zu unterstreichen.
Er zählt zu jenen Winzern im Norden von Portugal, die neue Wege gehen. Er bietet nicht länger nur Portwein aus dem Douro-Tal an, sondern auch ungespritzten trockenen Rotwein.

(...)

Als einer der Begleiter zum dritten Gang musste der ›Batuta Douro‹ des Jahrgangs 2001 von Niepoort beweisen, dass der eigenwillige, exzentrische Auftritt seines Erzeugers vor dem Publikum gerechtfertigt war. Da Niepoort wie jeder andere Douro-Winzer, vor dem Dilemma steht, dass seine besten, reifen Trauben eigentlich dem Jahrgangsport vorbehalten sind, gibt es ungespritzten trockenen Rotwein aus bestem Lesegut nur in kleinen Mengen. Vom ›Batuta Douro‹ werden nur fünftausend Flaschen hergestellt, eine Zahl, die einen Wein allein schon begehrt macht - wenn er etwas taugt. Tatsächlich kam der ›Batuta‹ an diesem Abend der Wisslerschen Kunst entgegen, übertölperte nicht, öffnete sich nach und nach, zeigte immer neue Gesichter. In der Nase vernahm man zuerst Eukalyptus, dann Thymian und Rosmarin, dann verführerische Verfallsaromen, Steinpilz und Mineralität. Im Mund war der Wein frisch und kantig, ohne ruppig zu sein, bald warm und fein, tief und harmonisch, ganz wie es Niepoort versprochen hatte. Ein Premier Cru aus dem Bordelais hätte sich daneben anstrengen müssen.

[af]

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