Von Martin S. Lambeck
„Ihre Parolen lautete, Macht Liebe, nicht Krieg', aber sie
machten nicht den Eindruck, als ob sie auch nur eines von beiden könnten”, schrieb der gerade verstorbene Ex-US-Präsident Ronald Reagan anno 1969 über die Anti-Vietnam-Demonstranten. Zu einem so oft verkannten Mann und Autor wie Reagan gesellt sich als Wein zum Buch ein von mir oft verkannter Wein - ein
Rosé. Es handelt sich allerdings auch um einen ganz besonderen Rosé, den
›Redoma Rosado 2001‹ von Niepoort im portugiesischen
Douro-Tal.
In den vergangenen Jahren hat sich das Douro-Tal zu einer Kultregion des Weines entwickelt. Zu den bedeutendsten Könnern hier zählen Dirk Niepoort und die Deutschen Bernd Philippi und Werner Näkel. Dieser Rosé von Niepoort zeigt, dass selbst ein Rotwein-Nebenprodukt wie der oft nichtssagende Rosé großartig sein kann. Es ist eindeutig ein Wein für die Liebe, nicht für den Krieg. Der ›Redoma‹ ist eine auf Schiefer gewachsene Geschmacksbombe aus den portugiesischen Rebsorten
Tinta Amarela,
Tinta Roriz,
Touriga Franca und
Touriga Nacional. Im Glas entwickelt dieser ideale Sommerwein ein Aromenspektrum aus frischem Koriander, Rose, schwarzer Kirsche und Hagebutte. Es ist der beste
Rosé, den ich je von der Iberischen Halbinsel getrunken habe, und deshalb muss ich hier bekennen, dass ich Rosés zuweilen Unrecht getan habe.
Ronald Reagan bestätigt mich derweil in der Ansicht, dass man Fehler machen soll, sie aber dann auch zugeben muss: „Es gibt grundlegende Freiheiten: Die Freiheit zu beten; die Freiheit, den eigenen Beruf zu wählen; die Freiheit, etwas zu versuchen und dabei zu versagen und, falls nötig, es noch einmal zu versuchen; die Freiheit, Fehler zu machen und Dinge zu tun, die andere für dumm ansehen.” Nach so vielen Bekenntnissen gehört der Rest des Tages nun dem ›Redoma‹ und der Liebe. Und ich werde ein Glas vom verkannten Rosé auf den verkannten Ronald Reagan trinken.
[af]
