30.03.2002
Notiz zum Wein: Redoma Branco / 2000
Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung (DE) - 3/2002

Port? Wein? Niepoort!

Portwein-Kenner (und damit sind Connaisseure gemeint und nicht Menschen, die im Supermarkt einen Port für die Oma kaufen) wissen, daß Niepoort zwar eines der kleinsten Portweinhäuser ist, aber auch eines mit einem großen Namen. In der fünften Generation produziert man in Porto Weine der Spitzenklasse, doch der jetzige Chef des Hauses, Dirk van der Niepoort, scheint damit nicht ausgelastet. Seine Neugier und sein Tatendrang bescheren neugieren Weinfreunden seit Jahren auch „normale” Weine, die alles andere als normal sind. Niepoort bezeichnet sie als Tischweine, aber das klingt verniedlichend, wenn man es mit einem Wein wie ›Redoma Branco‹ zu tun hat. Aus den traditionellen Portweintrauben Rabigato, Codega und Viosinho erzeugt er einen Weißwein von finessreicher Fülle, von würziger Kraft. Das Geheimnis des Erfolgs (und die Erklärung des Preises): rund 60 Jahre alte Weinstöcke, die nicht bewässert werden, eine extreme Ertragsbeschränkung (zehn Hektoliter pro Hektar), Handlese, schonende Verarbeitung. Etwa die Hälfte der Produktion reift in neuen Fässern aus französischer Eiche, doch auch dieser Barriqueton drängt sich nicht vor. Diesem außergewöhnlichen Wein sollte man Reife gönnen, aber ein, zwei Stunden in der Karaffe helfen ihm schon sehr. Ein Wein, der mit Entdeckerfreude genossen werden sollte, der aber auch gut zu einem Zicklein oder einem Milchlammbraten paßt - immerhin heißt die Rebsorte Rabigato auch Rabo de Ovelha: Lämmerschwanz. Nicht nur deshalb ein (Oster-)Festtagswein.

Rainer Wagner

[af]

Druckversion