08.03.2006
Notiz zum Weinerzeuger: Niepoort Vinhos
Quelle: Diners Club Magazin (DE) - 3/2006

Dirk van der Niepoort – der Rebell vom Douro

Die Ausgabe 3/2006 des »Diners Club Magazin« präsentiert seinen Lesern unter dem Titel „Der Rebell vom Douro”, verfaßt von Helga Baumgärtel, ein ausführliches Portrait des portugiesischen Weinmachers Dirk van der Niepoort. Vervollständigt wird die Geschichte über den „sympathischen Lockenkopf mit der Intellektuellenbrille” durch die Vorstellung und Beschreibung ausgewählter Weine wie ›Fabelhaft Tinto‹, ›Redoma Rosé‹, ›Vertente Tinto‹ und Ports wie ›Junior Tinto‹, ›Senior Tawny‹ und ›Dry White‹ und einem dazu passenden kleinen Port-ABC.

Wer übrigens auf den neuen Jahrgang ›Fabelhaft Tinto 2004‹ wartet: Ab Anfang April ist der Rote aus dem Douro im Weinfachhandel verfügbar (Unser Tipp: unbedingt reservieren!). Dirk van der Niepoort über ›Fabelhaft‹ im »Diners Club Magazin”: „Ich habe immer davon geträumt, einen Wein zu kreieren, der die Charakteristika des Douro unverwechselbar ausspielt, der sich aber trotzdem ‚leichtfüßig’ trinkt. Mit ›Fabelhaft‹ ist das gelungen. Der Wein ist tiefdunkel und komplex, erschließt sich aber einfach und bereitet wirklich Trinkspaß. Das Etikett mit der Geschichte des Raben Huckebein von Wilhelm Busch scheint so etwas wie ein Geniestreich gewesen zu sein. Jedenfalls hat dieser Wein einen Run ausgelöst, den ich nicht annähernd erwartet hätte und ist deshalb ständig ausverkauft!”

„Man sollte ihn beser den "Fliegenden Holländer" nennen, diesen Dirk van der Niepoort, Jahrgang 1964, in fünfter Generation Chef des renommierten Portwein-Hauses. Denn keiner düst so oft für sein Land, für das Image des neuen portugiesischen Weins rund um den Globus wie der sympathische Lockenkopf mit der Intellektuellenbrille.

Heute in München, morgen in London, übermorgen in New York ... „Querdenker der Weinwelt”, „unbequemer Rebell”, „Pionier der neuen portugiesischen Winzerelite” – sämtliche Klischees und Attribute bedient der charismatische und dennoch bescheidene („Ich glaube, meine besten Eigenschaften sind Geduld, Hartnäckigkeit, Ausdauer”) Sohn eines Holländers und einer Deutschen.

Ursprünglich sollte er wohl den kaufmännischen und den Marketing-Part im väterlichen, 164 Jahre alten, feinen, aber kleinen Portweinhaus instrumentieren. Die renommierte Wirtschaftsschule in St. Gallen ist jedenfalls immer ein Indiz dafür, dass hier ein Firmen-Erbe herangezogen wird. Aber ein Praktikum bei Mövenpick („Die Personalchefin meinte damals, für einen Typen, der aussieht wie ein Kaminfeger, verlangte ich sehr viel Geld”, schmunzelt er) brachte die Wende. Der junge Niepoort musste die Subskription 1982 Bordeaux neu organisieren. Obwohl er keine Ahnung hatte von den Bordelaiser Châteaux, geschweige denn, was eine Subskription war … Aber, Geduld, Ausdauer etc. – siehe oben.

Ein spannendes Jahr bei Cuvaison in Kalifornien machte die Sache klar. Als der Junior 1987 in Porto bei Niepoort einstieg, startete er gleich seine „kleine Spielerei” – das Weinmachen. „Der Kick für mich war ein Tischwein von uns, ein 1938er ›Comsuno‹, den ich aus Deutschland mitgebracht hatte. Der Inhalt war noch fantastisch. Ich habe versucht zu erfahren, woher die Trauben kamen, und habe im Laufe der Jahre entdeckt, dass die Nordhänge des Douro hervorragend für Rotweine geeignet sind. Elegante, filigrane, säurefrische Weine wollte ich machen. Wie mein Idol Fritz Haag seinen Riesling an der Mosel.”

Vater Rolf schüttelte nur nachsichtig den Kopf über die Marotten seines Sohnes. „Ich war als komischer Kauz verschrien, der nur Weinberge mit alten Reben sucht, die sonst keiner haben will. Aber ich bin ein Terroir-Freak. Und nur die kühleren Nordhänge geben mir die Eleganz. Die Südhänge überlasse ich gerne unserem üppigen Port.”

Wie einem Rattenfänger von Hameln folgen ihm inwzischen die Lavradores de Feitoria mit ihren 20 Quintas, die den inzwischen auch in Deutschland sehr erfolgreichen ›Três Bagos‹ produzieren, und natürlich die Gemeinschaft der Douro Boys, die Niepoort zusammen mit vier Winzer-Kollegen bildet. „Mein Vater sagt, ich verstehe zwar nicht, was du da machst, aber offensichtlich machst du das gut”, freut er sich.

Im österreichischen Carnuntum, in der Nähe von Wien, hat er mit seiner jungen Ehefrau Dorli Muhr, einer erfolgreichen Wein-PR-Lady, knapp fünf Hektar Weinberge gekauft. Dort entsteht – überwiegend aus Blaufränkischem – der "D & D", Dirk & Dorli (Anmerk. der Redaktion: ›Carnuntum‹, ›Prellenkirchen‹ und ›Spitzerberg‹ lauten die Namen der Weine).

Wenn Sie glauben, dass dieser Rastelli des Weins in den nächsten Jahren international nur noch mit neuen Weinfirmen jonglieren wird, irgendwo zwischen China und Japan vielleicht – weit gefehlt. „Ich möchte eine Uhr bauen”, sagt er, „ich habe schon alles im Kopf.”

Undenkbar, dass sich Niepoort irgendwann auf eine einsame Insel zurückziehen könnte. Wenn aber doch, was würde er mitnehmen neben Ehefrau Dorli, Töchterchen Anna und den beiden Söhnen aus erster Ehe? Er zögert keine Sekunde: „Einen La Lâche 1991‹, einen ›Fritz Haag Riesling Auslese 1975‹, einen 1969er ›Krug‹ in der Magnum und einen 1948er ›Vintage Port‹ – nein, nicht von uns – von Fonseca!"”

[af]

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