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Notiz zum Weinerzeuger: Bodega Norton

Quelle: FAZ Sonntagszeitung (DE) - 9/2011
„Saftig und strahlend”: Die Weine von Bodega Norton 06.03.2011

In der heutigen Ausgabe der »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« stellt Stuart Pigott unter seiner Rubrik „Reiner Wein” die Weine von Bodega Norton vor. Im Original schreibt der Journalist wie folgt:

„Wer Nicolás Carreras neuen Film „El Camino del Vino” (Der Weg des Weins) sieht, der vorwiegend in Argentiniens Weinbaugebiet Mendoza spielt, könnte glauben, dass um die gleichnamige Provinzhauptstadt herum ausschließlich Rotwein wachse. Der Film erzählt im Dokudrama-Stil die Geschichte des Sommeliers Charlie Arturaola aus Uruguay, der auf einem Weinfestival in Buenos Aires seinen Geschmackssinn verliert und in eine tiefe Krise stürzt. In Mendoza sucht der barocke Typ mit Hilfe von viel tieffarbigem Rotwein nach seiner „verlorenen Seele”.

Tatsächlich wächst in dieser Gegend allerdings eine breite Palette an roten und weißen Trauben. Letztere können auf 32° Süd in einer sehr sonnenreichen, trockenen Klimazone gelingen, weil die Weinberge sehr hoch liegen: Mit jeden hundert Metern, die man höher steigt, sinkt die Durchschnittstemperatur um 0,65° Celsius. So liegen die Weinberge der ›Finca la Colonia‹ der Kellerei Norton etwa um 1100 Meter über Normalnull und sind damit durchschnittlich 7,15° C kühler, als sie es direkt am Meer auf dem gleichen Breitengrad wären. Kühle Luft der naheliegenden Anden (aus denen auch das Bewässerungswasser für die Weinberge stammt) verstärkt diesen Effekt.

Zusammen mit moderner Kellerstechnik, vor allem temperaturgesteuerter Gärung, führt das zu erstaunlich frischen trockenen Weißweinen wie dem 2010er ›Finca La Colonia Torrontés‹ der Bodega Norton. Die einheimische Torrontés-Traube zeigt ausgeprägte Blütenaromen und eine betonte zitronige Frische, die trotz der enormen Unterschiede in Sonnenstärke und Klima ähnlich lebendig wirkt wie gute trockene deutsche Weine. Genauso überzeugend, wenn auch etwas konventioneller vom Typus, zeigt sich der 2010er ›Finca La Colonia Sauvignon Blanc‹. Von den gemüsigen Noten der Sorte ist hier nur ein Hauch zu spüren, während ein reifes Melonen-Aroma dominiert. Saftig und strahlend, stellt der Wein für die beliebten Sauvignon Blancs aus Neuseeland eine ernstzunehmende Konkurrenz dar (vor allem in puncto Preis-Leistung).

Trotzdem wurde Mendoza durch seine üppigen und würzigen Rotweine aus der Malbec-Traube berühmt, die zwar aus Bordeaux stammt, dort aber langsam am Verschwinden ist. Der 2010er ›Finca La Colonia Malbec‹ ist trotz seiner Jugend ein sehr ansprechender Wein mit ausgeprägten Weihnachtsgewürznoten im Duft, viel Brombeerfrucht und einer an Bergluft erinnernden Frische, welche die 14 Prozent Alkohol gut kaschiert. Der Norton 2007er ›Reserva Malbec‹ entspricht eher der Art von sehr kräftigem, gerbstoffbetontem Rotwein, mit dem Charlie Arturaola sich in „El Camino del Vino” beschäftigt. Die großzügigen Ausmaße des Weins fallen geschmacklich dank seiner wunderbaren Harmonie und der ausgeprägten Noten nach getrockneten Kirschen und bitterer Schokolade kaum auf. Sehr viel Gerbstoff wird sehr gut versteckt. Trotzdem sollte man mit der Menge aufpassen; bei 14,5 Prozent Alkohol führt das schnell zu entsprechenden Konsequenzen, wie Arturaola im Film demonstriert.”

[af]


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