17.09.2002
Notiz zum Weinerzeuger: Niepoort Vinhos
Quelle: WeinWisser (DE) - 9/2002

Beim Port zählt einzig die Qualität der Trauben, der Rest ist harte Arbeit

Den ›1997er Vintage‹ von Niepoort bewertete WeinWisser mit 19/20 Punkten (WW 2/2001), den ›2000er Vintage‹ mit der Höchstnote 20/20. »WeinWisser« wollte von Dirk Niepoort wissen, wie man einen grossen Port macht.
Dirk Niepoort: Genau so, wie alle grossen Vintage Ports schon immer gemacht worden sind. Mit Trauben von sehr alten Rebstöcken, die wenig Ertrag liefern.
WW: Bei trockenen Rotweinen, das lässt sich oft feststellen, gibt es ein unteres Ertragslimit. Sonst produzieren die Weine zu harte Tannine, und es fehlt ihnen an Saft. Wir nennen solche Weine „Monster”, weil sie sich kaum mehr weiterentwickeln können.
Niepoort: In einem zu trockenen Jahr kann das auch bei einem Port der Fall sein. In grossen Jahren sind die Gerbstoffe hingegen fett und vertragen eine derartige Konzentration. Wichtig ist in erster Linie, dass der genau richtige Erntezeitpunkt erwischt wird, denn überreife Trauben verlieren die primäre Frucht.
WW: Gibt es bei der Port-Produktion irgendein Geheimnis?
Niepoort: Nein, es zählt einzig die Qualität der Trauben, der Rest ist harte Arbeit.
WW: Was meinen Sie damit genau?
Niepoort: Die Trauben kommen in „Lagares”, das sind eine Art Schwimmbäder, vier Quadratmeter gross und nicht sehr tief. In solchen Lagares werden die Trauben nach alter Väter Sitte samt Stielen vier Stunden im Tag mit den Füssen gestampft, das von jeweils 25 Leuten. Am nächsten Tag nochmals, dann nochmals, genau so lang, bis die optimale Balance zwischen Süsse und Trockenheit erreicht ist. Dann wird sanft gepresst, der Wein mit Branntweinzusatz vermischt.
WW: Welchen Branntwein verwenden Sie?
Niepoort: Einen besonders guten, hochprozentigen französischen Weinbrand.
WW: Wir glauben, dass es eine neue Generation von Vintage Ports gibt. Sie sind wesentlich fruchtiger im Vergleich zu jenen, die vor über zehn Jahren produziert worden sind. Worauf, glauben Sie, ist das zurückzuführen? Auf einen höheren Einsatz von neuen Barriques?
Niepoort: Nein. Zumindest nicht bei Niepoort. Unser Portwein verbleibt anfänglich für etwa sechs Monate in alten 500-Liter-Fässern. Dann kommt der junge Wein zum Lagern nach Gaia und wird dort in alten Fässern weiter ausgebaut, zum Teil in kleineren, zum Teil in grösseren Fässern. Schliesslich wird alles zusammen miteinander verschnitten und in Flaschen abgefüllt. Dass heute Portweine manchmal mehr Frucht aufweisen, liegt einzig daran, dass der richtige Erntezeitpunkt erwischt worden ist und somit die primäre Frucht bis zur Flaschenfüllung erhalten bleibt.
WW: Ist Ihr ›2000er Vintage Port‹ der bislang beste Jahrgang?
Niepoort: Bei Jungweinen lässt sich das nie so genau sagen, weil ein Portwein erst nach etwa 15 Jahren aus seinem Loch herauskriecht. Von den werten und von der Klasse her könnte der Jahrgnag 1997 mein bisher bester Vintage sein, allerdings wirkt der Jahrgang 2000 kräftiger und expressiver. Viele Portweine werden leider viel zu jung getrunken, und somit werden wohl nur wenige Weinliebhaber dereinst erfahren, welcher der beiden grossartig gelungenen Vintage-Jahrgänge über die Jahre das Rennen machen wird.

[af]

Druckversion