13.02.2005
Notiz zum Wein: Fabelhaft Tinto / 2002
Quelle: Handelsblatt (DE) - 2/2005

Wein vom Huckebein - von Pit Falkenstein

Einer der Ersten, die sich bemühten, aus den grundguten Trauben der Gegend hochwertige Rotweine zu fertigen, war Dirk van der Niepoort, Spross einer alten Port-Kellerei. Als junger Mann hatte er an der kalifornischen Davis-Universität Lehrgänge für Önologie belegt, dann bei der famosen Cuvaison Winery im Napa Tal gelernt und später bei Mövenpick in der Schweiz kaufmännische Kenntnisse erworben.

1990 kehrte er an den Douro zurück. Doch Vater Rolf lehnte es ab, auch nur einen Centavo für Wein-Experimente herzugeben. „Also musste ich improvisieren”, erzählt der Sohn. Ein paar gebrauchte Tanks wurden zusammengestellt. Und siehe da, der erste Rotwein, Redoma getauft, wurde ein Erfolg.

Dirk van der Niepoort ist jetzt 40 Jahre alt, sieht aber mit Locken und Pausbacken immer noch ein wenig aus wie eine Rokoko-Putte. Er leitet nun das Familienunternehmen. Sein Redoma hat sich zu einer Weltmarke entwickelt. Und Vater Rolf ist immer noch dagegen.

Für van der Niepoort war es wichtig, das Luxuserzeugnis mit einem Wein für einen schöneren Alltag zu unterfüttern. Der trägt den Namen ›Fabelhaft‹ - und schmeckt auch so.

Um auf marktgerechte Mengen zu kommen, verarbeitete der Winzer vier lokale Rebsorten aus mehr als zwölf Lagen im Cima Corgo, dem besten Abschnitt am Douro. Der größte Teil reifte im Edelstahl - und bewahrte die fruchtige Frische. Ein Sechstel lag in Holz. Ein Hauch Vanille zeugt davon.

Stuttgarter Kunststudenten entwarfen ein Rundum-Etikett mit Wilhelm Buschs trunkenem Raben Huckebein. Das famose Querfeldein-Erzeugnis duftet angenehm nach Wild und Pfeffer. Die verführerischen Fruchtaromen von Weichselkirschen und Schlehen kommen in sanften, langen Wellen. Im Nachklang ist eine Ahnung von Steinpilzen zu schmecken.

Wildschweinbraten passt. In dem Fonds wird etwas Grünkohl gekocht, danach mit Joghurt und Sahne püriert. Dazu Kartoffelklöße.

[af]

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