20.09.2003
Notiz zum Weinerzeuger: Marqués de Griñón Family Estates
Quelle: General-Anzeiger Bonn (DE) - 0/2003

Generalanzeiger: Schatzsucher

Mit Wein hat Carlos Falcó (66), der Marqués de Griñón, sein Ziel, die Weltspitze, längst erreicht: in der Rioja, am Douro und in Rueda - vor allem aber mit dem Emeritus, einer Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Syrah und Petit Verdot von der Dominio de Valdepusa in Malpica de Tajo, 50 Kilometer von Toledo gelegen. Jetzt begab er sich auf Abwege und macht Olivenöl, kein gewöhnliches, sondern ein besonders feines, das ebenfalls zu den Besten der Besten zählen soll.

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Auch Carlos Falcó hat über den Rand seiner Weinfelder hinausgeblickt - und Olivenhaine entdeckt. In den Montes de Toledo ist der Weinbau eher die Ausnahme und die Zucht von Oliven die Regel. Heiße Sommer und kalte Winter trotzen ihnen ein Höchstmaß an Aromen ab. Doch das Olivenöl des Marqus sollte noch besser werden. Der stolze Spanier tat sich deshalb mit Marco Mugelli zusammen, einer Olivenöl-Koryphäe aus der Toscana.
Unter dessen Ägide baute Falcó in der Nähe der Dominio de Valdepusa, dem Familiensitz aus dem 13. Jahrhundert, drei verschiedene Oliven-Sorten an: Manzanilla, Arbequina und Picual, deren Aromen sich perfekt ergänzen. Außerdem errichtete er eine Ölmühle, in der die Früchte so sorgfältig behandelt werden wie Trauben in einem Weinkeller. Vom Olivenhain gelangt die Ernte direkt in die Mühle, wo ein großer Ventilatordie Stengel sozusagen wegfegt. Von dort bewegt nur die Schwerkraft die Früchte durch die Arbeitsprozesse, wo sie gewaschen, getrocknet und gemahlen werden. In kleinen vertikalen Edelstahltanks wird der Brei gerührt, gepresst, dann in einer Zentrifuge geschleudert, bis das pure Öl in Tanks herausfließt - und das alles unter Vermeidung von Sauerstoff-Kontakt. Die Oxidation durch Sauerstoff und Licht ist der natürliche Feind der Polyphenole, den wertvollen Antioxidantien, die die bösen Freien Radikalen bekämpfen. Sie machen das Olivenöl erst so gesund.
Und schmackhaft. Mit dem intensiven Duft frisch gepflückter Toomaten (Arbequina), dem feinen Hauch von Eukalyptus (Picual) und dem Bouquet von grünen Äpfeln (Manzanilla) verleiht das Capilla del Fraile (0,5 l 16 Euro) der Forderung der Marqués eine überzeugende Grundlage: „Im Restaurant sollte der Sommelier auch fürs Olivenöl zuständig sein.”

[af]

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