16.03.2003
Notiz zum Weinerzeuger: João Portugal Ramos Vinhos
Quelle: FAZ Sonntagszeitung (DE) - 11/2003

FAZ Sonntagszeitung: Der bessere Portugiese

Der bessere Portugiese
von Stuart Pigott

Während der neunziger Jahre bestand der sicherste Weg zum Erfolg für unbekannte Weinregionen darin, Cabernet-Sauvignon- und Merlot-Reben zu pflanzen und die Rotweine im angesagten fülligen, weichen Stil auszubauen, um sie dann unter den Rebsortenbezeichnungen zu vermarkten. Diese Strategie war so weit verbreitet, dass die betroffenen Rebsortennamen nahezu den Status von Marken erlangten. Für die meisten Produzenten ist das fatal, da solche Weine für die Konsumenten austauschbar werden. Denn die Kunden suchen oft nur nach der billigsten Version und haben so den gegenwärtigen Merlot- und Cabernet-Preiskrieg ausgelöst.

Das erste bedeutende Weinbauland, das diesen Weg nicht beschritten hat, ist Portugal. Hier bauen zwar viele Winzer diese französischen Rebsorten an, betrachten sie aber nicht als Ersatz, sondern eher als Ergänzung der Palette traditioneller portugiesischer Sorten. Der Aufstieg von Regionen wie dem Alentejo in den vergangenen Jahren basiert nahezu ausschließlich auf traditionellen Sorten, allen voran Trincadeira und Aragonês (in Nordportugal als Tinta Roriz, in Spanien als Tempranillo bekannt).

Niemand hat sich so beständig für sie eingesetzt wie João Portugal Ramos. Der in Portugal ausgebildete Önologe gilt in seiner Heimat zu Recht als Modernist. In der Revolution des Weinausbaus nimmt er eine führende Rolle ein. Deren oberste Prinzipien sind Sauberkeit, Frische und Harmonie; durch und durch moderne Weintugenden. Ramos' Verdienst besteht darin, diese Prinzipien auf Weine mit unverkennbarer Alentejo-Persönlichkeit zu übertragen, anstatt dem Cabernet-Merlot-Weinstil zu frönen.

[af]

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