19.03.2015
Quelle: Bild (DE) - 3/2015

Leichtfüßiger Genuss aus der Toskana: ›Capotondo Chianti Classico 2011‹

In seiner Weinkolumne auf »Bild Online« stellt Martin S. Lambeck heute seinen Lesern einen Chianti vor. Seine Empfehlung fällt auf den ›Capotondo Chianti Classico 2011‹ von Castellvecchi. Über den Roten aus der Toskana (D.O.C.G. Chianti Classico), der aus Sangiovese (85 %) und Canaiolo (15 %) erzeugt wurde, schreibt er dort:

„Wie schrieb laut Robert Gernhardt einst Raffael an den Abt von San Marco, als der sich nach der bestellten Madonnenstatue erkundigte? Richtig: ‚Schickt Chianti!’ Das ist nun ein paar Hundert Jahre her. Heutzutage würde Raffael vermutlich nach sizilianischem oder piemontesischem Wein rufen. Der Grund: Die Toskana hatte 2013 ein zu heißes und 2014 ein viel zu kaltes Jahr. Die Jahrgänge sind schwierig zu verkaufen. Ausgerechnet der bekannteste aller toskanischen Weine, der Chianti, ist zudem in einer handfesten Krise. Entweder diese traditionell wunderbaren Weine sind schlechter Stoff zu Schleuderpreisen beim Discounter, oder sie sind zu teuer. In den vergangenen Weinproben habe ich an dieser Stelle immer wieder gute Chianti mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis vorgestellt.

Heute habe ich sogar einen guten und soliden Chianti für weniger als zehn Euro! Es ist der 2011 Capotondo Chianti Classico aus Radda in Chianti vom toskanischen Weingut Castelvecchi. Der 2009er hatte im italienischen Top-Weinführer Gambero Rosso sogar ein Glas als lobreiche Bewertung.

Eigentlich sind gute Chianti-Weine in Deutschland kaum unter zehn Euro erhältlich. Die Discounter-Massenware zu zwei Euro pro Flasche ist so schlecht, dass sie die weltberühmte Marke ‚Chianti’ und die gesamte Region beschädigt hat. Deshalb sind 8,50 Euro pro Flasche schon ein guter Preis. Zudem ist der Jahrgang 2011 kein Krisenjahrgang, sondern sehr brauchbar. Der Wein besteht zu 85 Prozent aus der Rebsorte Sangiovese und zu 15 Prozent aus Cannaiolo.

Der Capotondo hat Trinkfluss, ist nicht zu extraktreich und zeigt in seinem Aromensprektrum die für Sangiovese typische Sauerkirsche, rote Johannisbeere und etwas Lakritz. Der Wein war nicht in Barrique-Fässern. Er ist traditionell ausgebaut. Man schmeckt auch nicht die Klimaerwärmung, die der Toskana wie auch Piemont zu schaffen macht.
Der Capotondo kommt leichtfüßig daher, aber Vorsicht: Man schmeckt seine 13,5 Volumenprozent Alkohol nicht. Früher, zu Zeiten von Raffael, hatte das Zeugs noch zwölf Volt. Da konnte selbst die Madonna eine ganze Flasche trinken.”

[af]

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