01.01.2001
Notiz zum Weinerzeuger: Niepoort Vinhos
Quelle: Capital Weincompass (DE) - 1/2001

Niepoort & Co.

Portwein ist in erster Linie eine Sache der Tradition. Das Haus Niepoort z. B. ist über 150 Jahre alt, allerdings hieß der Mann, der die Firma 1842 gründete, nicht Niepoort, sondern Eduard Kebe. Erst fünf Jahre später trat der Niederländer F. M. van der Niepoort aus Utrecht als Teilhaber ein. Nach dem Tode des Gründers 1858 führte Niepoort das Geschäft 15 Jahre allein weiter, 1873 nahm er seinen Sohn E.C.J. van der Niepoort als Teilhaber auf. Als F. M. van der Niepoort starb, lenkte sein Sohn die Geschäfte allein, bis er seinerseits seinen Sohn zum Teilhaber machte. So ist die Firma durch die Generationen bis zum heutigen Tag vom Vater an den Sohn beziehungsweise an die Kinder übergeben worden: 1965 waren Ed. R. van der Niepoort und seine Schwester Vera M. an der Reihe. Das Unternehmen wurde in eine GmbH umgewandelt, knapp zehn Jahre später hat man das Kapital auf das Doppelte aufgestockt. Heute lenkt der jung-dynamische Dirk van der Niepoort der mit seiner Schwester Verena die Hauptanteile der Aktien hält, die Geschicke des Hauses. Damit gehört Niepoort zu den wenigen Porthäusern, die von Generation zu Generation ununterbrochen in Familienbesitz geblieben sind und überlebt haben; denn auch dies ist wahr: Viele alte Namen sind verschwunden, so mancher wird noch verschwinden und nur selten kommen neue, wie z. B. Churchill, dazu. Schenkt man den Prognosen Dirk van der Niepoorts Glauben, wird es in wenigen Jahren nur noch ein halbes Dutzend Marken geben, die das Premiumgeschäft unter sich aufteilen werden.
Tatsache ist, dass mit dem außergewöhnlichen Jahrgang 1997 für wenige Toperzeuger die Preise auf astronomische Höhen geklettert sind, während andere alle Mühe haben, ihre Weine loszuwerden. Niepoort gehört zu den glücklichen Gewinnern dieser Preisrunde, die Anfang vergangenen Jahres damit eingeläutet wurde, dass der »Wine Spectator« und Parkers »Wine Advocate« unisono in ihren Bewertungen auf 99 bzw. 100 Punkte hochgingen und damit in den USA einen irrwitzigen Run auf Vintage Ports lostraten. In Europa wurde der Jahrgang dagegen eher kontrovers diskutiert. Selbst einige auf Portwein spezialisierte Händler sprachen ziemlich unverblümt von unverschämter Preistreiberei. Doch auch hierzulande zählte Niepoort wieder zu den Gewinnern. Ich möchte mich diesem Urteil anschließen, auch wenn ich in meinen Bewertungen des 97er Ports generell etwas zurückhaltender bleibe als meine amerikanischen Kollegen.
Mario Scheuermann

[af]

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