Unter der Überschrift „Köstlicher Seitensprung” stellt Jürgen Mathäß in der Tageszeitschrift »
Rheinpfalz am Sonntag« den ›
Sembro Tinto 2011‹ der Kellerei
Finca El Quiñón aus der
D.O. Ribera del Duero vor. Den Weintipp stellt Spanienspezialist Jürgen Mathäß seinen Lesern wie folgt vor:
„Ein Weinfreund, der - womöglich aus guten Gründen - sich ausschließlich auf eine Region konzentriert, kann ihren Stellenwert gar nicht einschätzen. Er vergleicht zu selten. Das Gleiche gilt für Weinkritiker. Wer beurteilen will, wie großartiger Rotwein schmeckt, kommt an Bordeaux, Barolo, Rioja oder Napa Valley nicht vorbei. Wer behauptet, ein Spätburgunder auf dem Tisch sei Weltklasse, muss einige Granaten aus der Bourgogne probiert haben, um zu wissen, wovon er redet. Schon deshalb sind die weltoffenen Pfälzer, wie der Kolumnist natürlich längst gemerkt hat, für kleine Seitensprünge gerne zu haben. Vor allem wenn der wirklich seltene Fall eintritt, dass die Qualität eines Weines seinen Preis ganz erheblich überschreitet.
Die spanische Region Ribera del Duero wurde wegen ihrer besonders konturierten Rotweine bekannt, die Kraft und Eleganz auf ungewöhnliche Art verbinden. Die
Tempranillorebe spielt hier alle ihre Stärken aus: frische, intensive Frucht, harmonische Eloquenz, kräftige Farbe, erstaunliche Alterungsfähigkeit.
Zu den vielen Investoren, die am großen internationalen Erfolg der Region teilhaben wollen, gehört die für ihre Sherrys berühmte Firma Osborne, die im Jahr 2000 die alte Finca El Quiñón erwarb - in unmittelbarer Nähe von Berühmtheiten wie Vega Sicilia, Pesquera und Hacienda Monasterio. Die Lage gehört zum Feinsten, das im Spanien zu finden ist.
Nun füllt die Kellerei mehrere Weine ab. Einige davon erreichen durchaus das Preisniveau der Nachbarn. Doch der preiswerteste Wein ›Sembro Tinto‹ kostet nicht mehr als zwei Schachteln Zigaretten. Dabei ist dieser Wein, der freilich aus dem hervorragenden Jahrgang 2011 stamnt, kurioserweise der beste des gesamten Sortiments und zeigt alle Stärken der Region: feinste Verbindung von Gewürzen und frischer Pflaumenfrucht, samtige Länge, Harmonie im Mund. Ein ungewöhnlich preiswerter Glücksgriff.
Wer ihn kennt, kann mitreden, wenn es um große spanische Weine geht. Preis: etwas 8,50 Euro.”
Anmerkung der Redaktion/Korrektur: Die Kellerei gehört nicht, wie versehentlich vom Autoren beschrieben, dem Sherry-Produzenten Osborne, sondern der Familie Osborne-Osborne. Diese sind allerdings Nachfahren von Thomas Osborne Mann, dem Gründer des berühmten Sherry-Produzenten Osborne.
[af]
