23.10.2005
Notiz zum Weinerzeuger: Niepoort Vinhos
Quelle: Welt am Sonntag (DE) - 43/2005

Es lebe die portugiesische Revolution!

Weinnotizen von Hendrik Thoma

Die Revolution am Douro, dem portugiesischen Wein-Canyon, geht weiter, und zwar in rasantem Tempo. Eigentlich war dieses Terrain über Jahrhunderte der Produktion von Portwein vorbehalten. Dem Wein war nur eine Nebenrolle beschieden. Dementsprechend rauh und ungehobelt schmeckten diese nicht exportfähigen Tropfen. Aber nachdem Dirk van der Niepoort mit seinem anfangs belächelten Projekt - dem urwüchsigen Rotwein ›Redoma‹ - für Furore unter den Weinconnaisseuren sorgte, folgen mehr junge Winzer seinem Vorbild.
Die besten Weinberge liegen hoch, weil es dort nachts kühler ist als am Flussufer. Diese Kälte sorgt für ausreichend Säure und Frische in den Weinen. Viele Produzenten sind auch der Meinung, dass die nach Norden gerichteten Lagen für Wein geeigneter sind als die backofenheißen Südhänge, deren Trauben sich besser für die Produktion von Portwein eignen.
Der größte Vorteil des Douro-Terrains ist jedoch sein Schieferboden, der in den regenreichen Wintermonaten extrem gut Feuchtigkeit speichert, bevor die sommerliche Hitze kommt. Zudem gibt es eine Menge alter Rebanlagen mit tiefem Wurzelwerk die bescheidene, dafür um so konzentriertere Erträge liefern. Nur wenige Eingeweihte wissen die über 90 uralten Rebsorten zu unterscheiden. „Das macht die Sache nicht einfacher, aber spannend und ist wahnsinnig arbeitsintensiv, denn die Trauben werden nicht alle zur gleichen Zeit reif”, erklärt mir Sandra Tavares da Silva beim Dinner.

[af]

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